Endlich: Studie zur Wirksamkeit von Acetazolamid bei intrakranieller Hypertension

Wirkstoff Acetazolmid: Bekannt aus den Präparaten Diamox, Acemit oder Glaupax

In den USA wurden nunmehr die ersten Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die sich mit der Wirksamkeit von Acetazolamid bei Idiopathischer interkranieller Hypertension (IIH) beschäftigt hat. Untersucht wurden 165 Teilnehmer mit der Diagnose IIH und leichten Sehstörungen, um herauszufinden, ob eine natriumarme Diät in Kombination mit der Einnahme von Acetazolamid eine positive Auswirkung auf die bestehenden Gesichtsfelddefekte hat.

Zwar wird der Wirkstoff Acetazolamid auch in Deutschland nahezu standardmäßig in der Therapie von Pseudotumor cerebri eingesetzt – an gesicherten Informationen zu dessen Wirksamkeit mangelte es aber bislang. Nicht zuletzt aus diesem Grund verweigern die Krankenkassen nicht selten die Kostenübernahme für das Medikament, dass für diese Krankheit noch keine offizielle Zulassung hat und deshalb nur ‚Off-label‘ verschrieben werden kann.

Der Hauptaugenmerk der Studie lag auf der Verbesserung des Gesichtsfeldes

Die 165 Studienteilnehmer aus den USA, einschließlich vier männliche, wurden jeweils über sechs Monate (zwischen März 2010 und November 2012) begleitet, während sie eine natriumarme Diät einhalten sowie die maximal tolerierbare Dosis von 4gr Acetazolamid pro Tag bzw. ein entsprechendes Placebo einnehmen mussten. Das Durchschnittsalter betrug 29 Jahre.

Während der Studie wurde das Gesichtsfeld mit regelmäßigen Perimetrie- bzw. Gesichtsfelduntersuchungen an einem Projektionsperimeter überwacht. Projektionsperimeter bezeichnet das sperrige Gerät in modernen Augenarztpraxen, dass auf die Innenfläche einer weißen Halbkugel Lichtblitze projiziert, die der Patient durch das Drücken eines Knopfes bestätigen soll. Das Ergebnis der Untersuchung wird meist in einem Ausdruck festgehalten, dass einzelne Punkte in dem Gesichtsfeld eines Auges darstellt. Je nachdem, wie schlecht die Sicht an den einzelnen Punkten im Vergleich zu gesunden Patienten im gleichen Altersschnitt ausfällt, desto dunkler/roter werden die Punkte bzw. desto größer die Werte. Neben der Gesichtsfeldmessung wurde aber auch die Veränderungen des Grades einer vorhandenen Stauungspapille dokumentiert.

Im Ergebnis zeigte die Studie moderate Verbesserungen der Augen

Die durchschnittliche Verbesserung des Gesichtsfeldes war mit Einnahme von Acetazolmid besser als mit der Einnahme des Placebos. Hierbei wurde auf den dB-Wert aus den Gesichtsfeldmessungen abgestellt, der sich bei der Acetazolamid-Gruppe im Schnitt um 1,43 dB verbesserte, während die Placebo-Gruppe nur eine Verbesserung von 0,71 dB erzielen konnte. Bei der Verbesserung der Stauungspapille ist das Verhältnis zwischen den beiden Gruppen ähnlich. Auch hier fiel die Verbesserung bei der Placebogruppe geringer aus.

Deutlicher ist die Verbesserung bei der Auswertung der Lebensqualität

In zweiter Linie wurden aber auch die durch einen Fragebogen ermittelte Lebensqualität der Betroffenen, die Kopfschmerzbeeinträchtigungen und die Gewichtsreduktion betrachtet. Deutlichere Verbesserungen sind bei der Auswertung der Lebensqualität im Hinblick auf die Sehstörungen herausgekommen.

Allerdings ist zu beachten, dass die Gewichtsreduktion bei der Acetazolamidgruppe mit im Schnitt -7,5 kg im Untersuchungszeitraum im Vergleich zu der Placebogruppe mit -3,5 kg insgesamt besser ausfiel. Da die Gewichtsreduzierung bereits in vorangegangen Studien eine Verbesserung des Gesundheitszustandes im Bezug auf Pseudotumor cerebri bewirkte, stellt sich bei Beurteilung der Studie die Frage, inwieweit die besseren Augen-Ergebnisse der Acetazolamidgruppe nicht auch auf die deutlichere Gewichtsreduzierung abzustellen ist. Ferner ist die klinische Bedeutung der festgestellten Gesichtsfeldverbesserungen zwischen den beiden Gruppen ebenfalls eingehender zu untersuchen.

Weitere Untersuchungen sind notwendig

Bis es dahingehend jedoch weitere Untersuchungen gibt, bedeuten die Studienergebnisse für die Forschung auf dem Gebiet dieser seltenen Krankheit einen Fortschritt, da bislang keine Belege für die Wirksamkeit des Einsatzes von Acetazolamid bei idiopathischer intrakranieller Hypertension vorlagen. Es bleibt zu hoffen, dass so auch die Argumentation mit Krankenkassen bezüglich der Kostenübernahme vereinfacht wird.

Zu der englischen Originalzusammenfassung der Studie gelangen Sie über den folgenden Link: http://jama.jamanetwork.com/Mobile/article.aspx?articleid=1861803&resultClick=3

-JL

Update vom 16.05.2014: Nun haben auch die DGN und DGMK eine gemeinsame Pressemitteilung veröffentlicht.

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